trampage.de > Planung & Politik > Fensterwerbung
"Fensterflächen, Türen und Front sollen frei von Werbung bleiben.Die freie Sicht für Fahrgäste muss Priorität vor den Werbeflächen haben."
(Rhein-Main-Verkehrsverbund Projektreport 03: Mindeststandards für Busse im RMV, Dezember 2003)
"Werbung hilft, die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr im Rahmen zu halten. TraffiQ strebt jedoch im Interesse des Fahrgastes an, auf Ganzwerbungen - vor allen über Fensterflächen - zu verzichten".
(traffiQ-Geschäftsbericht 2003)
Der Blick aus dem Fenster beim Bus- und Bahnfahren dient der Ablenkung, Entspannung aber auch der Orientierung. Als Fahrgast kann man die durchfahrende Umgebung entdecken, ohne sich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen. Dieser Blick aus dem Fenster wird aber immer öfter durch Werbebeklebungen, die die Fensterflächen einbeziehen, eingeschränkt. Die dafür verwendete schwarze Lochrasterfolie schränkt die Sicht nach außen ein. Besonders Objekte in der Nähe, wie Haltestellenbeschriftungen, können nicht gut wahrgenommen werden. Das Auge muss in die Ferne fokussieren, um die schwarzen Flächen auszublenden. Fahrgäste hinter den beklebten Fenstern werden von außen nicht mehr gesehen. Fahrzeuge mit "blinden" Fenstern verschlechtern das Image des ÖPNV.
In Frankfurt wurde Fensterflächenwerbung 1997 eingeführt. Obwohl die VGF 1999 den Verzicht auf Fensterwerbung erklärte, nachdem bei einer Fahrgastbefragung die negativen Stimmen zu dieser Werbeform überwogen, werden heute zunehmend Fensterflächen beklebt. Vorreiter war dabei die VGF selbst, wie folgende Beispiele zeigen.
"Warum, so fragt sich der verdrossene Fahrgast, der angeblich in Bus und Bahn König sein soll, muss man es sich gefallen lassen, Komfort für Werbung einbüßen zu müssen? Wobei man noch froh sein kann, wenn einem das fröhliche Plakat an der Außenseite unterhalb des Fensters nicht auch noch einen hässlichen Unterleib verpasst. Jede Wette: Kein Verantwortlicher in den Verkehrsbetrieben lässt sich die Sicht aus seinem Privatfahrzeug durch Werbung auf den Scheiben behindern" (OÖ-Nachrichten vom 18.04.2006).
"Im Straßenbild sollen die von oben bis unten mit Reklame beklebten Busse Aufmerksamkeit erregen. Das gelingt sicher auch. Nur: Für viele Fahrgäste sind diese Fahrzeuge ein großes Ärgernis. Die Umwelt gleitet wie ein unscharfer Film an den Fenstern vorbei. Selbst an hellen Sommertagen sitzen die Fahrgäste im trüben Dämmerlicht und können allenfalls über diese 'Gefängnisbusse' und 'Viehtransporter' höhnen" (Artikel von Wilfried Beiersdorf in WAZ Ruhrgebiet vom 24.10.2002).
"Außen hui und innen pfui: Züngelnd bläuliche Flammen werben spektakulär und schier busfenster-füllend für schadstoffarme Ölbrenner einer Waiblinger Haustechnik-Firma während der Fahrgast sozusagen in die Röhre schaut. 'Man sieht fast gar nichts mehr' klagt eine WKZ-Leserin. Und ein anderer Bus-Nutzer klagt: 'Das ist alles so trüb und verzerrt - da kann einem beim Fahren richtig schlecht werden'. Noch ein O-Ton:'Do wirsch ganz gaga beim nausgugga' (Artikel von Gisela Benkert in der Waiblinger Kreiszeitung vom 28.03.2002).
"Berlin hat es, München, Freiburg und neuerdings auch Mannheim: Ganzwerbung auf den Straßenbahnen. Das heißt: überall, auch auf den Fenstern. Die Werbekunden verlangen es, so die Verkehrsgesellschaften, denen zugeklebte Bahnen mehr Einnahmen bringen. Das komme auch dem Steuerzahler zugute. Doch Ganzwerbung ist umstritten, denn die Sicht nach drinnen und draußen ist stark eingeschränkt." (Ankündigung eines Beitrags in der Landesschau Baden-Württemberg auf SWR 1 vom 7.9.2007)
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